Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. (Dan. 9, 18)
Wir liegen vor dir mit unserem Gebet...“ – liebe Schwestern und Brüder – halten wir einen Augenblick inne...
Was bedeutet das: Liegen!? Es bedeutet, wehrlos zu sein – nachts im Bett; wenn wir krank sind; wenn wir gefallen sind und nicht wieder hochkommen; auch im übertragenen Sinne: wenn wir gefallen sind über unsere Schwäche, unsere Ungeschicklichkeit, unsere Schuld, unser Schicksal – angewiesen sein auf die Hilfe anderer, auf die Freundlichkeit und Nachsicht anderer; in der Hoffnung, dass die unsere Schwäche, unser Darniederliegen nicht ausnutzen. Es hat auch etwas mit Scham zu tun.
Wir liegen vor dir, Gott, wehrlos, angewiesen auf Dich, ja, ausgeliefert.
Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm. 8, 14)
Liebe Schwestern und Brüder, im Jahr 1597 brach in der Stadt Unna in Westfalen die Pest aus. Das war damals, als man noch gar nicht wusste, was im Rest der Welt, in Südasien, in Mittelamerika, in Afrika gleichzeitig etwa geschah, für eine mittelalterliche Stadt eine Katastrophe von durchaus apokalyptischen Ausmaßen. Ganze Familien wurden ausgelöscht; es gab kein Mittel, die Epidemie einzudämmen; dass die Hygiene eine Schlüsselrolle spielt bei so etwas, wusste man damals noch nicht.
Der evangelische Pfarrer der Stadt – er hieß Philipp Nicolai – hatte über Wochen und wahrscheinlich Monate Tag für Tag 20 bis 30 Leichen in Massengräbern zu beerdigen. Das war in einer Stadt mit damals vielleicht ein paar Tausend Einwohnern furchtbar viel.
Und es war damals wie heute: Die Menschen suchten Trost und hielten Ausschau nach Worten, nach Werten, an die man sich halten konnte, weil sie stärker sind als der Tod.
Dem Pfarrer, von dem solche Trostworte erwartet wurden und werden, ging es selber nicht anders.
Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. (Luk. 12, 48)
Liebe Gemeinde, der Wochenspruch, der uns in dieser 9. Woche nach Trinitatis begleiten soll, lautet: Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Das ist eine Sprache, die wir nicht so mögen. Das Wörtchen „fordern“ vermeiden wir nach Möglichkeit, und wenn wir’s gebrauchen, dann doch gleich zusammen mit dem Wörtchen „fördern“, damit es ein wenig abmildernd unterfüttert wird. Aber irgendwie klingt das dann auch gleich wieder nach Hartz 4 oder nach Eingliederung von Asylanten – also kurz: Wir lassen das Wort lieber weg. Und für den Augenblick lassen wir’s auch tatsächlich mal beiseite.
Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm. 5, 8)
Liebe Schwestern und Brüder, „Reminiscere“ heißt der Sonntag morgen. „Gedenke!“ Es ist das erste Wort der Antiphon, des Antwortverses, auf den Wochenpsalm. Im vollen Wortlaut: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“ (Ps. 25, 6)
Der 2. Sonntag in der Passionszeit mit diesem Namen „Reminiscere“ erinnert uns daran, worin die Barmherzigkeit und Güte Gottes besteht, die von Ewigkeit her gewesen sind. Der Wochenspruch, ein Vers aus der altkirchlichen Epistel für den Sonntag Reminiscere, der dem Sonntag und der 2. Passionswoche ihre Farbe gibt, gibt darüber Auskunft:
Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm. 5, 8)
Pfarrer Wolfgang Scharf, Karlsruhe
Wochenspruch: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jes. 42, 3)
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde!
„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“
Es sind dies Worte, die Ihnen gewiss sehr gut bekannt und vertraut sind. Worte, die eine Hoffnung und Verheißung auf Zukunft in sich tragen. Wünschen wir uns dies nicht in unseren Herzen:
dass da eine Hoffnung lebendig bleibt, auch wenn die Wogen um uns hoch gehen;
dass es dennoch weitergeht, auch wenn uns alle Kraft ausgeht oder manchmal schon längst ausgegangen ist;
dass da etwas bleibt, das uns durchträgt und hält in aller Haltlosigkeit dieser Welt.
Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. (Ps. 66, 20)
Liebe Schwestern, liebe Gemeinde,
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet – so betet im Psalm ein Mensch, der offensichtlich in großen Nöten war, der Gott mit Bitten und Flehen bestürmt hat und der dann Gottes Nähe erfahren hat. Ob sein Gebet in dem Sinne „erhört“ worden ist, dass alle Nöte aufgehoben wurden, das steht nicht da. Dass Gott unser Gebet nicht „verwirft“, muss ja nicht die Erfüllung unserer Wünsche bedeuten.
Und obwohl wir das wissen, ist es nicht ganz einfach für uns, uns die Sicherheit des Psalmisten zu eigen zu machen:
Darf ich z.B. von Herzen danken, dass ich die Stelle bekommen habe? Was ist mit den Mitbewerbern, die das Nachsehen hatten? Darf ich von Herzen danken, dass ich wieder gesund geworden bin – im Wissen um die Mitpatientin im Wartezimmer, die inzwischen ihrer Krankheit erlegen ist?
Und worum genau sollen wir denn bitten in unseren Sorgen? Wissen denn wir, was wirklich gut ist für mich, für den anderen? Soll ich verzweifelt um Heilung bitten, wo ich doch sehr genau weiß, dass die Krankheit unheilbar ist? Ist ein womöglich sehr eingeschränktes Leben für den Kranken und seine Familie wirklich wünschenswert? Oder soll ich um Vertrauen und inneren Frieden oder um ein Wunder beten? Wage ich das zu unterscheiden?
Wage ich betend, Gott Vorschriften zu machen, ihn mit meiner Wunschliste zu bedrängen, wenn ich gar nicht weiß, ob die Erfüllung meiner Wünsche gut ist? Habe ich nicht tatsächlich in meinem Leben schon bisweilen die Erfahrung gemacht, dass Dinge ganz anders liefen, als ich es mir gewünscht hatte – und später, von hinten gesehen, bin ich einen guten Weg geführt worden!
Pfarrer Wolfgang Scharf, Karlsruhe
Wochenspruch: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Luk. 18, 31)
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde!
Wir stehen mitten in der Hochzeit der närrischen Zeit. Zeitungen und Fernsehkanäle sind voll der Übertragungen von Umzügen, die durch die Städte ziehen. Die fünfte Jahreszeitzeit kommt auf ihrem Höhepunkt an. Trubel, ausgelassenes und manchmal auch überbordendes Feiern ist für viele Menschen angesagt.
Feste und Feiern sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Das ist im Leben unserer Gemeinde so, wenn wir als Christen dem Jahreskreis des Kirchenjahres folgen und in Kürze in die Passionszeit eintreten.
Das ist im privaten Leben so, wenn wir Geburtstage feiern, runde Geburtstage zumal, wie dies in den kommenden Tagen auch hier im Hause Bethlehem der Fall sein wird. Oder wenn wir zu Anlässen wie Taufe, Trauung oder eben auch Beerdigungen zusammenkommen. Auch dies wird ja am Montag der Fall sein.
Pfarrerin Annegret Lingenberg, Karlsruhe
Wochenspruch: Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir (Jes. 60, 2)
Liebe Schwestern und Brüder,
um es gleich vorweg zu sagen: So wie bei Paulus muss nicht Bekehrung verlaufen! So, dass Jesus persönlich direkt vom Himmel eingreift, und zwar so unwiderstehlich, dass dann einfach auch alles ganz klar ist, man sich taufen lässt und flugs anfängt zu predigen (vgl. V.20!). Nein, dies ist keine modellartige Bekehrungsgeschichte. Es geht weder in erster Linie um die betroffene Person, hier noch „Saulus“ genannt, noch geht es um die Psychologie einer Bekehrung.
Es geht um mehr. Das erhellt auch daraus, dass Lukas, der Verfasser der Apg., diese Begebenheit nicht nur einmal und sehr ausführlich erzählt, sondern dreimal: In den Kapiteln 22 und 26 hören wir sie noch weitere zweimal; dort legt Lukas die Geschichte dem Paulus in den Mund, genauso ausführlich und im Einzelnen ein wenig anders – auf Einzelheiten scheint es also nicht anzukommen. Übrigens erzählt auch Paulus selbst davon, nämlich im Galaterbrief!
Pfarrer Wolfgang Scharf, Karlsruhe
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde!
Beim Hören des Predigttextes bleiben vor allem die Bilder des Schreckens hängen: Es gibt Zeichen am Himmel von Sonne, Mond und Sternen. Auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein. Die Angst geht um, in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen.
Angst und Schrecken – bestürzte und ratlose Menschen, zahllose Ereignisse der letzten Monate kommen uns in den Blick. Vulkanausbrüche, gigantische Wintereinbrüche in den USA, Überschwemmungen in verschiedenen Regionen unserer Erde, die drohende Taifungefahr auf den Philippinen, IS Terrror und vieles mehr.
Es kann einem dabei angst und bange werden. Angst davor, dass sich alles verändern wird. Angst davor, dass wir das verlieren könnten, woran unser Herz hängt und auf das wir uns bisher so sicher verlassen haben.
Oft brauchen wir gar nicht so weit zu schauen – die Katastrophen im uns ganz nahen Bereich sind für die, die sie betreffen mindestens ebenso tragisch wie jene weltweiten Ereignisse. Ein Kind stirbt, eine Mitarbeiterin, die gerade noch fröhlich im Kollegenkreis gefeiert hat, ist wenige Tage später tot, eine Ehe geht auseinander, ein tragischer Unfall oder schwere Krankheit brechen ins Leben ein; alles was bislang geordnet war bricht ein und nichts ist mehr so wie es war. Lebensplanungen stürzen zusammen. Dunkelheit umgibt uns.
Pfarrer Wolfgang Scharf, Karlsruhe
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Liebe Gemeinde!
Wir stehen am Vorabend zum 5. Sonntag nach Trintiatis. Einer der vielen durchnummerierten Sonntage des zweiten Halbjahres des Kirchenjahres. Aber auch wenn dieser Sonntag keinen eigenen Namen hat, sondern nur eine Zahl, so hat er doch sein eigenes Thema. Die Bibeltexte für diesen 5. Sonntag nach Trinitatis befassen sich mit dem Thema ‚Nachfolge’.
Warum folgen Menschen Jesus nach? Warum ist ihnen Jesus wichtig?