Evangelisches Diakonissenhaus Bethlehem

Jahresberichte

Jahresbericht 2010

„Vergiss es nie, was Gott getan hat, vergiss es nie, er ist treu.
Vergiss es nie, auf sein Wort zu hören, auf ihn zu sehn – jeden Tag neu.“

Dieses Lied haben uns die Hortkinder im Gottesdienst beim Jahresfest vor einem Jahr gesungen – und auch heute fordern sie uns dazu auf.
Vergiss nicht – das heißt: bedenke, erinnere dich, schau zurück.
Am Ende eines Kalenderjahres oder am Ende eines Lebensjahres halten wir manchmal Rückschau, ziehen wir Bilanz. Was war? Was ist gelungen? Habe ich meine Ziele erreicht?

Wenn ich heute den Jahresbericht erstatte, dann heißt das: Zurückschauen auf ein Jahr, das mit dem Jahresfest am 17. Oktober 2009 begann und heute endet. Für mich: Zurückschauen auf mein erstes Jahr im Amt der Oberin. Und dann: Vergiss nicht, was Gott dir, was Gott euch Gutes getan hat. Dabei soll der  Dank an Gott die Bilanz des vergangenen Jahres sein.

Das „Gott sei Dank“ – oft leicht dahergesagt – soll heute seinen festen Platz haben.
Was hat Gott Gutes getan? Womit hat er mich und uns beschenkt?

Vorne dran ist da für mich unsere Schwesterngemeinschaft. Wir sind 16 Diakonissen. Dreizehn wohnen im Mutterhaus, eine Schwester lebt mit ihrer Schwägerin in ihrem Elternhaus, zwei Mitschwestern mussten wir schweren Herzens zur Pflege in die Obhut zweier Pflegeheime geben. Eine der Einrichtungen ist in der Trägerschaft des Diakonissenhauses Mannheim–Speyer, das andere gehört zu unserem Nachbarmutterhaus Karlsruhe – Rüppurr. Im weiteren Sinn sind unsere beiden Schwestern also weiterhin in der Familie, nämlich in der Familie des Kaiserswerther Verbandes. – Gott sei Dank!

In unserer Glaubens–, Lebens– und Dienstgemeinschaft erlebten wir ein Jahr lang den Alltag mit Freuden und Nöten, aber auch stärkenden Höhepunkten. Als solche erwiesen sich z.B. die Einkehrtage am 1. November letzten Jahres und am 3. Juni diesen Jahres. – Gott sei Dank!

Der Schwesternrat kam im Berichtsjahr viermal zusammen. Im Austausch, im miteinander Planen und Beraten erlebte ich die schwesterliche Rückendeckung als besondere Stärkung. – Gott sei Dank!

„Man muss die Feste feiern wie sie fallen“, sagt ein Sprichwort. Manche Feste haben wir im Schwesternkreis gefeiert. Das sind sowohl runde Geburtstage und – wie z.B. vor zwei Wochen – ein vergnügliches Überraschungsfest für Herrn Pfarrer Koch, der am 1. Oktober vor 20 Jahren sein Amt als Vorsteher in unserem Mutterhaus angetreten hat. – Gott sei Dank!

Einen heiteren Nachmittag haben wir mit unseren Mitbewohnern am 17. April verbracht. „Wie uns der Schnabel gewachsen ist“ war das Thema. Es war eine Freude, Mundartgedichte und –geschichten aus ganz Deutschland zu hören und die einschlägigen Lieder miteinander zu singen. Herrlich, eine so zusammen gewürfelte Gemeinschaft zu erleben, eben: „wie ihr der Schnabel gewachsen ist“. – Gott sei Dank

Unsere Diakoniegemeinschaft zählt 43 Mitglieder, die in ganz Baden und darüber hinaus verstreut, leben: von Boxberg und Buchen über Weinheim, Hirschberg und Kürnbach bis hin nach Waldkirch, Schramberg, Bad Dürrheim und Herrenberg. Vom Rat der Diakoniegemeinschaft – einer äußerst kreativen Gruppe – wurde im Berichtsjahr sowohl der Tag der Gemeinschaften im Mutterhaus als auch ein Einkehrwochenende in Bensheim vorbereitet und durchgeführt. Die biblischen Themen, die bei solchen Treffen auf vielfältige Weise erarbeitet und entfaltet werden, stärken den persönlichen Glauben und vertiefen die Gemeinschaft. – Gott sei Dank!

Die Diakonischen Schwestern waren schon immer eine kleine Gruppe und zählen heute sieben Schwestern. Sie haben das Werk in Jahren tatkräftig und spürbar mitgetragen – und sie tun das noch immer – vor allem in der Fürbitte. – Gott sei Dank!

Die drei genannten Kreise: Diakonissen, Diakonische Schwestern und Diakoniegemeinschaft sind auf unserem Emblem als Symbol konzentrisch dargestellt. Die Kreise lassen sich beliebig vermehren. So gibt es auch den Kreis der vielen Freunde. Hier lässt sich keine genaue Zahl benennen: Da sind die ehemaligen Schülerinnern und Lehrkräfte der Fachschule, da sind ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „zufällige“ Bekanntschaften, Angehörige von Schwestern – und... und... und...
Auch aus diesem Kreis erfahren wir vielfältige und wertvolle Unterstützung, praktische und finanzielle. Und so mancher aus diesem Kreis schließt unser Werk in sein persönliches Gebet ein. – Gott sei Dank!

„Mit den Schwestern unter einem Dach“. So bezeichnet unser Prospekt das Betreute Wohnen in unserem Haus. Vor zehn Jahren sagte Schwester Elisabeth im Jahresbericht: „Ein neuer Abschnitt in unserer Geschichte hat begonnen.“
Ja, vor zehn Jahren wurden um diese Zeit die neuen Wohnungen des so genannten zweiten Bauabschnitts bezogen. Manches 10jährige Einzugsjubiläum wurde in den vergangenen Wochen bedacht. Wir sind dankbar für das harmonische Miteinander in der großen Hausgemeinschaft, die in den zehn Jahren doch schon manche nachbarschaftliche Veränderung verkraften musste.
Abschied nehmen ist schmerzlich und doch gehört es zu unserem gemeinsamen Leben dazu. Die Namen derer, von denen wir endgültig Abschied genommen haben, wurden im Gottesdienst genannt. Immer wieder einmal zeigte sich aber auch ein Umzug in stationäre Pflege als notwendig.
Auch der Abschied von Schwester Wera lag ja in dieser Zeit.
Seit dem letzten Jahresfest haben wir in insgesamt acht Wohnungen neue Mitbewohner begrüßt. Das ist immer wieder spannend für beide Seiten. Herrmann Hesse sagt: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“. Soweit Hesse.
Da ist dann das Angebot der täglichen Andachten in unserer Kapelle eine Hilfe, in die Hausgemeinschaft hineinzuwachsen. Das gilt auch für die Möglichkeit, am Mittagessen in der Cafeteria teilzunehmen, oder die wöchentliche Seniorengymnastik, das 14tägige Angebot von „Kopf fit“ oder auch das kleine Chörle, das samstags zusammenkommt. Oder es sind einfach die Begegnungen im Aufzug oder die verschiedenen Zusammenkünfte auf einigen Stockwerken. Nichts ist Pflicht, aber alles ist möglich. – Gott sei Dank!

Hin und wieder laden wir auch zu besonderen Veranstaltungen ein. In der Cafeteria haben wir seit Ende Februar einen Flügel, den wir – durch eine zweckgebundene Spende – sozusagen geschenkt bekommen haben. Seither haben wir uns bereits bei drei Konzerten daran erfreut: Im Mai beschenkten uns Frau Claudia Seeber und Frau Annerose Mai mit einem Konzert, im Juni war es die koreanische Pianistin You Kyong Kim, die uns mit ihrem Spiel bezauberte, und vor knapp drei Wochen beglückten uns Herr Joachim Knorre – Tenor – und unser Mitbewohner Herr Pfarrer Buschbeck – Flügel – mit Mutter– und Wiegenliedern. Es war ein Genuss! Auch hier – Gott sei Dank, der Menschen mit so wunderbaren Gaben ausstattet.

Zu den besonderen Veranstaltungen zählt auch eine Autorenlesung von Ehepaar Ulf G. und Savelia Stuberger, Freunden unseres Hauses, zu ihrem Buch „Owambo“, sowie ein Abend, an dem uns Herr  Dr. Goertz, der Brandschutzdirektor der Stadt Karlsruhe, eindrücklich über die Gefahren des Feuers informierte.
Anfang Juli führten die Kinder unseres Schülerhorts in der Aula das Musical „Samuel“ auf. Eine exclusive Darbietung, die auf ein großartiges Team in der Einrichtung und auf großartige Kinder schließen lässt. Auch beim Laternenfest und beim Erntedankgottesdienst in unserer Kapelle war die Hausgemeinschaft eingeladen. Gott sei Dank, der uns Kinder anvertraut und uns mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit vielen Ehrenamtlichen beschenkt. Ja, „Gott ist treu“. Hören wir noch einmal die Hortkinder mit einem Lied aus dem Musical. – – –
Wenn das Team der Mitarbeiter im Schülerhort genannt ist, ist es nicht weit zu unserem kleinen, aber unendlich wertvollen Kreis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Haus und Garten, in der Cafeteria und der Verwaltung. Das sind die, die, neben manchen anderen, auch heute im Hintergrund für das Gelingen des Festes gesorgt haben und es noch tun. – Gott sei Dank!

Einen kleinen Kreis von insgesamt sieben Menschen, der in unserem Werk einen wesentlichen Teil ausmacht, will ich unbedingt noch nennen. Es ist der Verwaltungsrat. Im Berichtsjahr kam er zu zwei regulären Sitzungen und einer Sondersitzung zusammen. In der nächsten Sitzung am kommenden Dienstag wird die geprüfte Bilanz des Jahres 2009 vorliegen. Wir sind dankbar, dass das Geschäftsjahr zufrieden stellend abgeschlossen werden konnte, wobei ich hier vor allem auch die Summe von nahezu 56.000 € erwähnen möchte, die im Lauf des Jahres auf unserem Spendenkonto eingegangen ist, wofür wir sehr dankbar sind.   
Unser Anwesen in Gernsbach–Scheuern ist in den Verwaltungsratssitzungen ein belastendes Dauerthema. Die verschiedenen Verhandlungen ziehen sich immer wieder hin und sind eine unabgeschlossene Zerreißprobe, die hier im Einzelnen nicht näher erörtert werden kann. Dass die Verwaltungsratsmitglieder so zäh dranbleiben, ist für uns ein Grund zum Danken, ja: Gott sei Dank!

Wie in den vergangenen Jahren so beginnt auch in diesem Jahr am Montag nach dem Jahresfest bei uns die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Wie freuen wir uns immer wieder an den vielen hübsch beklebten und liebevoll gepackten Schuhkartons, die bei uns abgegeben werden. Und wie groß ist erst die Freude bei den Kindern, die vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben ein Geschenk erhalten. Eine wunderbare, weltweite Aktion. Aus unserem Haus konnten an Weihnachten 2009  584 Päckchen zu Kindern in Moldawien auf den Weg gebracht werden. – Gott sei Dank!

„Vergiss es nie, was Gott getan hat, vergiss es nie, er ist treu.
Vergiss es nie, auf sein Wort zu hören, auf ihn zu sehn – jeden Tag neu.“

Auf sein Wort hören – das wollen wir. Mitten im Alltag uns immer wieder neu ausrichten auf Jesus, der die Mitte unseres Lebens und unserer Gemeinschaft ist, auf den, der uns in seine Nachfolge gerufen hat, auf den, der uns miteinander verbindet und unser Werk zusammenhält – so wie es unser Emblem zeigt. Dabei sind uns die täglichen Andachten in unserer Kapelle eine wesentliche Hilfe. Hier empfangen wir Wegweisung, nicht zuletzt auch durch den Eingangsspruch in der Morgenandacht, wo es heißt: „Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens“. Ihm dürfen wir uns anvertrauen – auch im kommenden Jahr. Gott sei Dank!


An dieser Stelle möchte ich nun noch die Namen derer festhalten, die Gott im Berichtsjahr aus diesem Leben abgerufen hat:

Aus dem Kreis der Diakonissen

Schwester Elfriede Stockert am 27. Januar 2010 im 86. Lebensjahr,

aus unserer Hausgemeinschaft

Herr Walter Buchleither am 9. Februar 2010 im 89. Lebensjahr,
Herr Prof. Werner Frisch am 12. März 2010 im 87. Lebensjahr,
Herr Erich Rupp am 13. Mai 2010 im 86. Lebensjahr,
Frau Helgard Dietmeier am 19. August 2010 im 69. Lebensjahr

und am Tag unseres Jahresfestes, am 16. Oktober 2010, verstarb

Frau Anita Maaß im 80. Lebensjahr.

„Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit.“

S. Hildegund Fieg

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